Quelle: (zum Teil: Entnommen aus dem Internet der Northern Alberta Wilderness Search and Rescue Association (http://www.tgx.com./NAWSAR/lpb.htm)

(Zitiert nach: Dr. Ken Hill, Managing the Lost Person Incident.)

 

Verhalten Vermisster

 

Verschiedene Altersgruppen, bzw. verschiedene oder besondere Personengruppen weisen spezifische Verhaltensmuster auf. Diese Besonderheiten sollten Einfluß auf die Suchtaktik nehmen, da sie unter Umständen schneller zum Sucherfolg führen.

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Gruppe 1

Kinder 1 - 3 Jahre

Kindern in diesem Alter ist nicht bewusst, sich verlaufen zu haben. Orientierungssinn ist nicht vorhanden. Sie laufen ziellos herum.Sie suchen sich irgendeinen Platz zum Schlafen:
(GEFAHR DES SCHNELLEN AUSKÜHLENS !!!)

in einem Häuschen

unter einem Busch

unter einem überhängenden Felsen

unter einem Picknick-Tisch.

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Gruppe 2

Kinder 3 - 6 Jahre

Kinder in diesem Alter sind mobiler und in der Lage größere Entfernungen zurückzulegen als Kinder im Alter bis 3 Jahren. Sie wissen, daß sie sich verlaufen haben und versuchen im allgemeinen

wieder nach Hause oder in eine vertraute Umgebung zu kommen. Sie haben bestimmte Interessen, folgen vielleicht einem Tier oder älteren Kindern oder gehen einfach auf "Erkundung". Wenn sie müde sind, versuchen sie einen geeigneten Schlafplatz zu finden. (GEFAHR DES SCHNELLEN AUSKÜHLENS !!!)

Viele sind vor "Fremden" gewarnt worden. Das hat zur Folge, daß sie möglicherweise auf namentliches Ansprechen, z. B. durch einen Rettungshundeführer, nicht antworten.

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Gruppe 3

Kinder 6 - 12 Jahre

Ihre Fähigkeit sich zurechtzufinden und ihr Orientierungssinn sind schon wesentlich besser entwickelt.

Sie sind im allgemeinen gut über ihre unmittelbare häusliche Umgebung orientiert, finden sich aber in fremder Umgebung nicht zurecht und sind verwirrt. Sie laufen absichtlich weg, um eine mögliche Strafe zu vermeiden, Aufmerksamkeit zu gewinnen oder auch aus Trotz. Aus welchen Gründen (Absicht oder Schock) auch immer: Sie antworten nicht, wenn sie gerufen werden.

Häufig bringt Dunkelheit sie dazu, Hilfe zu akzeptieren und sich finden zu lassen. Kinder dieses Alters leiden unter den gleichen Ängsten und Problemen wie Erwachsene, allerdings fühlen sie sich stärker ausgeliefert.

Die Umstände des Verschwindens zeigen oft, daß die Kinder durch ihre Eltern oder anderen Erwachsenen in eine fremde Umgebung gekommen sind.

(GEFAHR DES SCHNELLEN AUSKÜHLENS !!!)

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Gruppe 4

Teenager 12 - 18 Jahre

Ihre Fähigkeit sich zurechtzufinden und ihr Orientierungssinn sind schon wesentlich besser entwickelt.

Sie sind eigentlich gut über ihre unmittelbare Umgebung oder Schulwege, etc. informiert. Laufen sie in Panik vor etwas weg (z.B. Verfolger) verlaufen sie sich schnell und haben in diesem Angstzustand schnell die Orientierung verloren. In Angstsituationen wird aus ihnen schnell wieder ein hilfebedürftiges Kind.

Oft laufen Teenager aus Trotz weg, da sie in der Pubertät Grenzen testen, bzw. mit Verhaltens- oder Behandlungsweisen der Eltern nicht einverstanden sind. Selten irren sie umher oder nächtigen im Freien. Vielmehr sind sie bei Freunden oder Bekannten, besonders, wenn sich Teenager neu orientieren und sogenannte ‘neue Freunde’ haben.

Häufig gab es im Vorfeld Anzeichen für ein Weglaufen, wie etwa Aussagen über das Weglaufen.

Manchmal berichteten Teenager auch über Verfolger oder Stalker; Mädchen berichteten evtl. über Männer, die sie beobachteten und Jungs evtl. über aggressive Jugendliche.

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Gruppe 5

Geistig behinderte Personen

Sie verhalten sich ähnlich wie Kinder im Alter von 6 - 12 Jahren.

Im allgemeinen reagieren sie nicht, wenn sie angesprochen werden. Häufig verstecken sie sich aus Angst oder aus Furcht vor Gewitter in Schuppen, Gebüschen u.a. Sehr oft halten sie sich tagelang in demselben Versteck auf. Sie sind normalerweise körperlich gesund, können sich aber selbst nicht helfen.

Immer wieder kommt es vor, daß behinderte Personen sich bergauf bewegen anstatt bergab zu gehen. Diese Eigenart muß bei einer Suche bedacht werden.

 

Häufig werden Hilfeersuche nicht ernst genommen, da die ersuchte Person Angst, aus Unkenntnis, hat oder nicht in irgendetwas hineingezogen werden möchte. Oft ist die Ablehnung auch Ergebnis einer mangelhaften Verständigung.

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Gruppe 6

Beerensammler, Pilzsammler etc.

Ihre Absicht ist, in einem bestimmten Gebiet zu bleiben. Normalerweise haben sie keine größeren Vorräte oder eine Überlebensausrüstung bei sich.

Sie sind bei gutem Wetter gestartet und tragen nur leichte Kleidung. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf den Boden.

Sie verlaufen sich, wenn sich das Gelände ändert und schwierig und unübersichtlich wird. Beim Versuch wieder bekanntes Gelände zu erreichen, entfernen sie sich aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit immer weiter. Diese Umstände führen in größeren Waldgebieten häufig zu einer geringen Überlebenschance.

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Gruppe 7

Verzweifelte, hoffnungslose Personen

Die meisten von ihnen suchen Einsamkeit. Im allgemeinen reagieren sie nicht auf Suchmannschaften. Sie fühlen sich in ihrem Wunsch nach Einsamkeit gestört.

Trotzdem entfernen sie sich nicht allzu weit von bewohntem Gebiet. Sehr oft findet man sie in der

Nähe bekannter Ausflugsziele:

einem See oder landschaftlich reizvollem Berg,

Aussichtspunkten,

sehr selten wurden Personen im Unterholz gefunden

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Gruppe8

Wanderer

Im allgemeinen folgen Wanderer einem Weg mit festem Ziel. Probleme mit der Orientierung treten erst dann auf, wenn sich der Charakter der Landschaft und der Wege ändert und/oder sie von der Dunkelheit überrascht werden.

Erdrutsch/Lawine auf dem Wanderweg

Wanderweg nicht mehr klar erkennbar

Wanderweg ist plötzlich verschneit z.B. im Frühling

unklar oder gar nicht ausgeschilderte Kreuzungen

Mitglieder von Wandergruppen sind oft sehr unterschiedlich trainiert. Das kann dazu führen, daß eine Person zurückfällt und sich verläuft. Das Abschneiden von Serpentinen bei Wanderwegen führt oft zur Orientierungslosigkeit.

Wanderer folgen dann einem falschen Weg oder einem falschen Bachlauf. Sie sind abhängig von Wegweisern und markierten Wanderwegen.

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Gruppe 9

Senioren   (über 65 Jahren)

Verschwundene Personen dieses Alters leiden häufig unter Senilität oder Alzheimer`schen Krankheit.

Sie folgen leicht einer plötzlichen Laune oder Idee. Ihre Orientierung liegt mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Sie verlieren leicht die Übersicht und verhalten sich ähnlich wie Kinder. Die körperlich aktiveren Personen unter ihnen verausgaben sich zu sehr und sind leicht erregbar. Dies kann zu Herzproblemen oder anderen gesundheitlichen Komplikationen führen.

 

Häufig erschweren Seh- und Hörschwächen der älteren Menschen ihr Auffinden

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Gruppe 10

Skifahrer

Die meisten sind jung, im allgemeinen unter 35 Jahren. Alle sind in einem guten physischen und psychischen Zustand. Ein Drittel hat “viel” Erfahrung und viele haben “einige” Erfahrung. Skifahrer sind im allgemeinen gut ausgerüstet und zweckmäßig gekleidet.

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Die Auswertung von ca. 500 Vermisstenfällen ergab folgende Verhaltensmuster:

 

 46 % folgten einem Wanderweg während ein Mitglied der Gruppe verloren ging

 

-> Fluss- oder Bachtäler waren oft benutzte Wanderwege.

 

-> Eine erhebliche Anzahl von Personen gehen querfeldein.

 

-> 43 % der vermißten Personen konnten sich selbst helfen und fanden zurück.

 

-> 54 % der vermißten Personen gingen bergabwärts.

 

-> 20 % der vermißten Personen blieben auf gleicher Höhe.

 

-> 25 % der vermißten Personen gingen bergauf.

 

-> 34 % der vermißten Personen wurden im Umkreis von ca. 2 Km von der Position gefunden, an  der sie zuletzt gesehen wurden.

 

-> 90 % der vermißten Personen, die 24 Stunden oder weniger unterwegs waren, konnten innerhalb von 4 Stunden gefunden werden.

 

-> Die Suchgeschwindigkeit betrug im Durchschnitt 3 Km /pro Stunde.

 

-> 33 % der vermißten Personen wanderte auch bei Nacht.

 

-> Die vermißten Personen waren im allgemeinen von den Suchmannschaften gut ansprechbar.

 

-> Die vermißten Personen waren gewöhnlich jung und in guter physischer Verfassung, allerdings schlecht vorbereitet.

 

Die Auswertung von 87 Vermisstenfälle zeigt folgende Verhaltensmuster :

 

-> 60 % hatte an irgendeiner Art von Überlebenstraining teilgenommen.

 

-> Die Vermissten führten in der Regel ihre schwierige Lage auf eigene Fehler zurück.

 

-> Wetterumschwung spielte bei 33% eine entscheidende Rolle, 20% wurden von der Dunkelheit überrascht.

 

-> Die meisten Vermissten verloren die Orientierung oder unterschätzten Zeit und Entfernung ihrer Tour.

 

-> 20 % der Vermissten besaßen schlechte oder gar keine Karte.

 

-> Als sie die Orientierung verloren hatten, folgten die Meisten von ihnen Wegen, Pfaden oder Wasserläufen.

 

-> 50 % folgten einem Weg oder einem Wasserlauf, als sie vermisst wurden.

 

-> Die meisten Vermissten waren beim Auffinden kommunikativ.

 

-> 33 % wurden innerhalb eines Umkreises von 800 m vom PLS* gefunden.

 

-> 69 % wurden innerhalb eines Umkreises von 3 Km vom PLS* gefunden.

 

-> 90 % wurden innerhalb eines Umkreises von 8 Km vom PLS* gefunden.

 

-> 90 % bewegten sich nicht länger als 24 Stunden im Gelände.

 

 

-> 30-50 % bewegten sich auch in der Nacht im Gelände.